Die Osterfeier in Florenz (Region Toskana, Italien) ist Erhaltung eines alten Rituals „Scoppio del Carro“. Der Name dieser Zeremonie bedeutet „Explosion des Karren“. Dieser traditionelle Brauch geht auf den ersten Kreuzzug zurück.
Laut einer Legende nahm ein florentinischen Ritter namens Pazzino di Ranieri de´ Patti an einem Kampf im Jerusalem teil. Für seinen Heldenmut bekam er aus der Grabstätte Jesu Christi drei Steinsplitter, die zur Osterzeremonie nach Florenz zugestellt werden sollten. Im Karren war außer diesen Steinen noch das mit deren Hilfe angezündete Heilige Feuer.
In alten Zeiten flog jedes Jahr am Osternsonntag eine Taube aus dem Dom „Santa Maria del Fiore“ und zündete das Feuer an. Die jüngsten männlichen Mitglieder der Familie Patti trugen die Fackel mit dem Osterfeuer durch die Stadt. Die Florentiner nahmen das neue Osterfeuer zu sich nach Hause, um das eigene Kaminfeuer anzuzünden und es auf diese Weise symbolisch zu reinigen.
Im Laufe der Zeit wurde das Ritual stilisiert. Das Fuhrwerk bekam eine auserlesene, künstlerische Gestalt einer drei-Stockwerke-hohen Arche, die von weißen blumengeschmückten Ochsen in der Begleitung von 150 kostümierten Soldaten, Musikanten und Flaggenträgern durch die Stadt in Richtung Domplatz Piazza del Duomo gezogen wird. Statt einer lebenden Taube fliegt eine Plastiktaube mit einer Rakete und das Feuer verwandelte sich in ein farbenfrohes Feuerwerk.
Die feierliche Zeremonie beginnt in der Kirche „Santi Apostoli“. Der Kardinal von Florenz erzeugt mit den drei legendären Steinsplittern, die der Ritter Pazzino nach Florenz gebracht hatte, ein Funke und zündet eine Osternkerze an. Das Heilige Feuer wird in einem feierlichen Zug zum Gottesdienst im Altar des Doms „Santa Maria del Fiore“ gebracht. Wenn es in der Heiligen Messe „Gloria“ zu hören ist, wird eine Rakete in der Gestalt einer Taube angezündet. Sie soll durch die Kirche und weiter über dem Domplatz fliegen, um den Karren des Heiligen Feuers in Brand zu setzen.
Die Florentiner beobachten das Geschehen mit großem Interesse und einer gewissen Besorgnis, denn das Angehen des Feuers bestimmt über Glück oder Unglück im neuen Jahr. Wahrscheinlich ist es nur Aberglaube, aber in der Erinnerung der Florentiner ist Ostern 1966 geblieben. Damals hatte die Taube die Zeremonie nicht vollendet und im selben Jahr wurde Florenz überflutet.
„Scoppio del Carro“ ist eine der eindrucksvollen Volkstraditionen, die in der toskanischen Kultur erhalten geblieben sind. 2010 kann dieses florentinische Ritual am Ostersonntag, dem 4. April, miterlebt werden.
Foto: nove.firenze.it
Datum: 16.03.2010
Folgen auf Facebook oder Google+
Keine Kommentare