Das kleine Städtchen Scarperia wird im September viel lebendiger als sonst. Ab dem ersten Sonntag findet hier eine Reihe von Veranstaltungen statt und das wichtigste ist das Fest „Diotto“ am 8.September.
Für ein Paar Tage verwandelt sich Scarperia in eine mittelalterliche Stadt, auf deren Strassen Damen, Ritter, Musiker, Tänzer, Fahnenträger, Feuerspucker und für Ruhe und Ordnung sorgende Hofwächter zu sehen sind. Es werden Hammerschläge der Schmiedemeister zu hören sein: Sie demonstrieren ihre Kunst, die Scarperia einst weltweit berühmt gemacht hat. Bauer aus den umliegenden Dörfern bringen zum feierlichen Wochenmarkt ihre Spezialitäten mit. In den zahlreichen Traktieren werden verschiedene traditionelle, nach alten Rezepten zubereitete, Speisen angeboten.
Die Besucher dürfen ausschließlich in „Florin aus Scarperia“ (Florino di Scarperia) bezahlen. Das ist eine spezielle Währung, die nur während des Festivals gültig ist und in einer der zwei Wechselstuben umgetauscht werden kann.
Am 7.September findet das unterhaltungsvolle Fest „Rificolonata“ statt, das insbesondere Kinder anzieht. Das einst in Florenz veranstaltete Fest eroberte auch das Publikum in benachbarten Orten. Das schönste typische Merkmal des Festes sind sich in Form und Farbe unterscheidende Leuchter, deren weiches Licht eine märchenhafte Atmosphäre schafft.
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten ist das Fest „Diotto“, das in Scarperia am 8.September stattfindet. „Diotto“ kommt vom italienischen „otto“ und bedeutet „8“. An den Namen ist die Erinnerung an die Gründung von Scarperia durch die Florentinische Republik am 7. September 1306 verknüpft. Allerdings wurde die Gründungsfeier auf einen Tag, nämlich auf 8. September verschoben und mit dem wichtigen kirchlichen Fest Marias Geburt zusammengelegt.
Alles beginnt mit den ersten Dämmerungen. Läutende Glocken rufen zur Zeremonie der Machtübergabe. Um 21 Uhr gehen die alten Tore des Vikaren-Palastes auf, daraus tritt der ehemalige Vikar in Begleitung von mehr als Hundert Menschen auf. Mit Pauken und Trompeten läuft die Prozession die Strassen von Scarperia entlang zum Florentinischen Tor (Porto Fiorentina), um dort den vorgestellten Nachfolger zu treffen. Nach der Begrüßung gehen die beiden Herrscher gemeinsam samt Begleitern zum Palast zurück. Im Palast werden die feierliche Vereidigung des neuen Vikars und die Vollmachtübernahme vollzogen.
Zur Ehren des neuen Vikars wird ein Turnier veranstaltet. In Anbetracht der Spezifik der örtlichen handwerklichen Traditionen scheint eine der insgesamt fünf Aufgaben am interessantesten: Das ist das Messerwerfen (lancio dei coltelli). Darüber hinaus stehen den Teilnehmern des Wettbewerbs Seilziehen (tiro alla fune), Lauf mit Ziegelsteinen (corsa sui mattoni), Klettern auf dem Baumstamm (palio della cuccagna) und Lauf in Erntefäßern (corsa delle bigonce) bevor. Im Turnier sind alle Stadtbezirke durch ihre Teams bestehend aus sechs Spielern vertreten. Die Ergebnisse des Einzelnen werden am Ende summiert und das Gewinner-Team mit dem „Diotto“ ausgezeichnet.
Die erste historische Rekonstruktion „Diotto“ fand 1954 statt, aber seit 1963 ist die Zeremonie der Machtübergabe, die das Fest einzigartig macht, ein festes Teil des Programms.
Foto: tuscanypass.com
Zusatzinformationen
Scarperia
Scarperia liegt etwa 25 Kilometer nördlich von Florenz und zählt zu den interessantesten Städte der Region Mugello. Urlaub in Scarperia ist eine gute Möglichkeit, den Charme der kleinen toskanischen Stadt zu spüren ohne sich im interessanten kulturellen und aktiven Zeitvertreib einzuschränken.
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